Jumat, 03 Januari 2014

Geduld und Ausdauer


Was junge Menschen beim Start ins Berufsleben brauchen.

Junge Menschen haben es immer schwerer, in einen geregelten Beruf zu kommen. Aber wie sollten sie damit umgehen? Der Schekker hat den Bamberger Soziologie-Professor Hans-Peter Blossfeld gefragt.

Schekker: Herr Professor Blossfeld, die Schlagzeilen sind momentan in aller Munde: Da ist die Rede von steigender Akademikerarbeitslosigkeit, unbezahlten Endlospraktika oder unzureichenden Teilzeitbeschäftigungen für junge Menschen. Offensichtlich hat sich der Arbeitsmarkt in den letzten Jahren deutlich verändert. Woran liegt es?

Blossfeld: Richtig, solche Entwicklungen sind neu. Es ist in den letzten 15 Jahren sehr viel schwieriger für junge Menschen geworden, ins Berufsleben einzusteigen. Es gibt nämlich immer seltener "normale" Beschäftigungsverhältnisse mit Zukunfsperspektive. Stattdessen werden Verträge befristet, die Tätigkeiten nur als Teilzeitarbeit oder gar nur als Praktikum vergeben.
Die jungen Leute leisten zwar noch immer dieselbe Arbeit, aber die Verträge ändern sich. Und das ist weltweit so: Immer mehr junge Menschen arbeiten in unsicheren Arbeitsverhältnissen. Die Wissenschaft spricht davon so genannten prekären Beshäftigungen.

Schekker: In Frankreich bezeichnet dieses Schlagwort eine ganze Generation. Dort ist die Rede von einer "génération précaire". Was ist denn unter dieser prekären Beshäftigung genau zu verstehen?

Blossfeld: Die Leute sind qualifizierter denn je. Sie besitzen positive Merkmele wie Auslandserfahrung oder eine gute Ausbildung. Eine Position mit langfristiger Zukunftsperspektive zu erhalten, fällt ihnen trotzdem immer schwerer. Es ist deswegen nach dem Abschluss der Ausbildung immer unklarer. wie es für sie weitergeht. Sie erfahren eine große Unsicherheit.

Schekker: Was bedeutet das denn für das Leben eines jungen Erwachsenen?

Blossfeld: Die Zeit der beruflichen Etablierung verzögert sich. Früher begann nach der Schule, spätestens nach dem Studium der "Ernst des Lebens". Mit dem festen Job kam ein festes Einkommen und ein geregelter Tagesablauf. Heute ist es so: Nach einer langen Ausbildung, einem langen Studium kommen noch einmal drei bis fünf weitere Jahre, in denen Berufsanfängerinnen und Berufsanfänger kein gesichertes Arbeitsverhältnis haben. Klar, dass sich da immer weniger junge Menschen entschließen, eine Familie zu gründen und Kinder zu bekommen.

Schekker: Das bedeutet aber auch mehr Freiheit: Junge Menschen können sich ausprobieren. Wird der eigene Beruf langweilig, ist niemand gezwungen, bis zur Rente dort zu verharren. Ist das nicht auch große Chance?

Blossfeld:  Eine Chance wäre es nur dann, wenn es mit positiven Aspekten verbunden wäre. Das ist hier aber nicht der Fall. Es ist keine Freiheit, sondern ein Zwang, weil sich die jungen Menschen nicht entscheiden können. Sie haben ja keine Wahl: Sie müssen mit dieser Flexibilisierung leben. Es wird ihnen aufgezwungen. Insofern hat das nichts mit mehr Freiheit zu tun.

Schekker: Wie können junge Menschen heute it dieser Situation am besten umgehen?

Blossfeld: Qualifikation ist in dieser Situation zunehmen wichtig. Unter der neu geforderten Flexibilität leiden vor allem die Leute, die keine oder keine gute Ausbildung haben, Wer qualifiziert ist, hat es leichter, sich zu etablieren. Aber es dauert viel länger als frühler. Da sind Geduld und Ausdauer wichtig:
Junge Menschen dürfen nicht zu schnell aufgeben, wenn es mit dem Traumjob nicht gleich klappt. Viele werden sich sicherlich etablieren. Wichtig ist aber auch, dass Arbeitgeber den Berufsanfängern nicht immer mehr aufbürden sollten.

Das Interview führte Matthias Klein, 22 Jahre alt, Student aus Koblenz.
September 2006 | Nr. 37 | Arbeit
http://www.schekker.de/37/magazin/topthema/6302.html, Stand von 13.08.2008

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